„Wenn die Kälte nicht weichen will“ – Werke von Dagmar Hummel
Sonderausstellung im Marieluise-Fleißer-Haus - 29.09.2024 bis 29.06.2025
Im Gedenkjahr zum 50. Todestag der Ingolstädter Schriftstellerin Marieluise Fleißer wird in ihrem Geburtshaus in der Kupferstraße 18 in Ingolstadt von Sonntag, 29. September bis 29. Juni 2025 eine Sonderausstellung mit dem Titel „Wenn die Kälte nicht weichen will“ – Werke von Dagmar Hummel gezeigt.
Die in Potsdam geborene und in Ingolstadt lebende Künstlerin, Lüpertz-Schülerin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, hatte bereits zum 100. Geburtstag Fleißers einen Preis für ihre damals zu diesem Anlass geschaffene Installation „Nein, das ist meiner Mama im Himmel nicht recht“, eine freistehende Tür im Stahlrahmen, erhalten.
Altes abgenutztes Material ist mit in Kreide geschriebenen Worten und teils sehr farbigen Aquarellen auf Zigarettenpapier zu neuem Leben erwacht.
Zu verstehen ist die Tür als Symbol für Fortgang und Wiederkehr. Sie kann Gefangenschaft bedeuten, aber auch Vogelfreiheit.
Eintreten, bleiben oder gehen erfordert eine Entscheidung.
Marieluise Fleißer verlässt die Enge der Kleinstadt. Die Tür bleibt offen. Gescheitert kehrt sie zurück nach Ingolstadt, die Tür schließt sich.
Fleißer bleibt jahrelang Gefangene, bis es ihr gelingt, die Tür wieder mühevoll zu öffnen. Vielleicht klebt sie an eine Seite des Türblatts ihre immer wiederkehrenden Gedanken, Wünsche, Hoffnungen, Erinnerungen, „Zeitfetzen“.
In den darauffolgenden Jahren entstanden analog zu Fleißer-Texten Collagen auf Eisenblech, gestaltet mit Illustriertenfotos, Zeitungspapier, Seidenpapier, Geschenkpapier, gebrauchten Teefiltern, Papierklebeband, Acrylkleber (Caparol), Uhu, Acrylfarbe, Ölkreide, Lackstift, Folienstiften (permanent) und konserviert mit Fixativspray mit UV-Schutz.
Einerseits schaffen kalte Farben Distanz, andererseits vermitteln sehr bunte Farben das Gefühl von Geborgenheit. Grundlagen für die Motive bildeten Worte aus den Fleißer-Erzählungen Die Nachgiebige, Der Jongleur, Moritat vom Institutsfräulein, Ein Pfund Orangen, Die Ziege, Avantgarde, Des Staates gute Bürgerin, Eine ganz gewöhnliche Vorhölle, Das Pferd und die Jungfer.
Dagmar Hummel schildert selbst:
Marieluise Fleißer schreibt in einer Sprache, die klar und drastisch ausdrückt, was sie dachte und erlebte. Damit beschwört sie Gedanken herauf, die – fast ein Jahrhundert später in die Gegenwart versetzt – widerspiegeln, wie aktuell ihre Beobachtungen, Gedanken und Erkenntnisse noch heute sind. So entstanden Collagen, die illustrierend und interpretierend in gleicher Weise bildnerische Erzählungen von Gefühlen und Sehnsüchten sind.
Bezeichnend und spannend sind die Titel dieser Arbeiten: „Mit Auerhahn“ oder „Das Schwein“, „Die Schönheit“ oder „Das Vorbild“, „Das Zimmer“ oder „Raum“ und „Wenn die Kälte nicht weichen will”.
Die Künstlerin hatte fast drei Jahrzehnte Kunsterziehung am Gymnasium gelehrt, unterbrochen von einem zweijährigen Aufenthalt in Györ / Ungarn, wirkte mehr als ein Jahrzehnt als Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt e. V., betreibt ein Atelier in Ingolstadt, bestreitet immer wieder Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland.
Informationen zur Ausstellung:
Dauer: 29.09.2024 bis 29.06.2025
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr, Samstag/Sonntag 10 bis 16 Uhr
Ort: Marieluise-Fleißer-Haus Ingolstadt, Kupferstraße 18, 85049 Ingolstadt, Aufzug und Behindertentoilette vorhanden
Eintritt: 3,50 Euro, ermäßigt 2 Euro, Kinder bis 18 Jahre frei, auch Personen bis 22 Jahre in Schul-, Berufsausbildung oder Studium
Telefon: 0841 305-1832 oder -1885
E-Mail: fleisserhaus@ingolstadt.de